Umweltschriftsteller tauschten Erfahrungen aus

Viele Gespräche, Vorträge und eine Wanderung durch das Niedermoor


Von Marko Ferst und Erhard Scherner


Unter dem Motto „Haben und Brauchen. Wie leben ohne Wachstumswahn?“ trafen sich umweltengagierte Schriftsteller/innen zu ihrer 21. Jahrestagung vom 11. bis 14. Oktober in Zechlinerhütte bei Rheinsberg. Sie führen damit die „Brodowiner Gespräche“ im Rahmen des FÖN e.V. fort.

Die diesjährige Tagung konzentrierte sich auf ökologische Lebensstile und das Konfliktfeld, wie die Gesellschaft ökonomische Wachstumsziele hinter sich lassen könne. Dem widmeten sich Vorträge von Alexis Passadakis und eine Podiumsdiskussion, ebenso der Film „Kaufen für die Müllhalde“. Kontrovers diskutiert wurde, ob Nullwachstum ausreiche. Prof. Holger Rogall von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin vermerkte, wir brauchen bis spätestens 2050 eine Produktionsweise, die keine CO2-Emissionen mehr verursacht. Zudem kritisierte er, in der von Harald Asel vom Inforadio RBB moderierten Diskussionsrunde, dass ein Großteil der Wirtschaftswissenschaften die Tragekapazität der Ökosphäre in ihren Modellen ausspart. Ulrich Grober meinte, wie bei biologischen Prozessen, könne der Produktausstoß nicht unbegrenzt gesteigert werden. Am Vortag las er bereits aus seinem mit dem Umwelt-Literaturpreis ausgezeichneten Buch „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit – Kulturgeschichte eines Begriffs“. Der dritte Diskutant, Robert Frank, berichtete wie er Kindern versucht die Natur näher zu bringen. Spätestens wenn sie eine Fledermaus in der Hand hielten, sei die Begeisterung unübersehbar, für einen Moment Handy & Co. vergessen.
Als ein Höhepunkt der Tagung kann die mehrstündige Wanderung durch das Naturschutzgebiet „Teufelsbruch“ gelten, begleitet von Annette Meckel, Leiterin der Oberförsterei Ruppin. Ein Niedermoor mit seiner speziellen Flora wurde umrundet – Enthusiasten, ausgekleidet bis über die Knie, durften mit der kundigen „Pfadfinderin“ queerdurch abkürzen. Im historischen Gutshaus Köpernitz, in dem einst schon Fontane vorbeigeschaut hatte, las der Biologe und Schriftsteller Bernhard Kegel aus seinem Kriminalroman „Ein tiefer Fall“, der im Milieu eines biologischen Forschungsinstituts angesiedelt ist, von Kathrin von Kieseritzky mit dem Saxophon vorzüglich interpretiert.
Die Literaturwissenschaftlerin Sabine Jambon stellte besonders lesenswerte Umweltliteratur vor. Der Thriller „Ausgebrannt“ von Andreas Eschbach beschreibt wie es zu Unruhen kommt, als in Saudi Arabien das letzte Ölfeld versiegt. Den Deutschen Science-Fiction-Preis erhielt Dirk C. Fleck für seinen Roman „Das Tahitiprojekt“, einem Südsee-Ökotopia, das fantasievoll der „alten Welt“ trotzt. Alexandra Klobouk spielt mit feinem Humor in ihrem Bildband „Polymeer“. Er ist gut geeignet um Kindern das Thema Plastikmüll in den Meeren und andere Umweltgefahren näher zu bringen. Überdies empfahl Jambon die Jugendbücher „Schatten des Dschungels“ und „Ruf der Tiefe“ von Brandis und Ziemeck.
Die nächste Tagung der Umweltschriftsteller ist in Netzen bei Lehnin vom 26.- 29. September 2013 geplant, der Kreis ist für weitere umweltengagierte Autoren offen.
Infos: www.foenwelt.de

Aufruf zur Ökofilmtour 2013

Filmemacher, Produzenten, Fernsehjournalisten, Autoren und Redakteure sind zur Teilnahme am 8. Festival des Umwelt- und Naturfilms „Ökofilmtour 2013“ aufgerufen, das von Januar bis April 2013 in mehr als 70 Festivalorten im Land Brandenburg stattfinden wird. Die Ökofilmtour ist ein Projekt der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung 2005 bis 2014. Neben der Festivaltournee und dem Wettbewerb für Filmemacher gibt es das Projekt JugendVision, das noch nach den Festivalwochen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche ganzjährig durchführt. Informationen: www.oekofilmtour.de

Neues Deutschland, 22.10.2012

 

www.umweltdebatte.de