Meeresspiegelanstieg
setzt sich über Jahrhunderte fort
Meeresspiegelanstiege sind
Prozesse, die sich über viele
Jahrhunderte und länger hinziehen. Insofern dürfte
es sinnvoll sein auch einen Blick auf die Ergebnisse am Ende
zu werfen. Erheblich überrascht hat mich die Aussage in
dem neuen Buch „Selbstverbrennung“ von Hans Joachim
Schnellnhuber, daß ein Grad Erhöhung der mittleren
globalen Temperatur, bis es zu einem neuen Gleichgewichtszustand
kommt, grob geschätzt 15 Meter betragen soll. Der Unterschied
von zwei oder drei Grad würde also entscheiden, ob viele
Generationen später die Küste durch Berlin oder eher
bei Dresden verläuft. Bekannt war mir, daß wenn Grönland
und die Westantarktis komplett abschmelzen rund 13 Meter Anstieg
zu erwarten sind. Das dies nicht völlig unrealistisch ist,
zeigt eine frühere Warmzeit vor 400.000 Jahren. Sollte das
große Tauen irgendwann auch die stabilere Ostantarktis
betreffen, so sind samt der Meerwasserausdehnung bei wärmerer
Temperatur maximal etwas über 80 Meter möglich. Nach
dem Ende der letzten Eiszeit stieg der Wasserspiegel über
120 Meter mit Raten, die oft mehr als einen Meter pro Jahrhundert
betrugen. Zwischen 1990 und 2014 nahm der Ausstoß von CO2
global um 65 % zu, begleitet von der höchsten Konzentration
in der Luft über Jahrmillionen hinweg. Schaut man sich die
Handlungsunwilligkeit der politischen Eliten und Gesellschaften
weltweit an, dürfte zu spät auffallen, daß wenn
in Klimawirren die Ernährung immer weiter ausfällt,
gesundheitliche Risiken etc. zunehmen, ganz zu schweigen von
gesellschaftlichen Verwerfungen, es schwierig werden wird, selbst
einen kleinen Teil der Zivilisation durchzubringen. Verliert
man späterhin noch weltweit erhebliche Teile der Tiefländer
wird die Sache nicht gerade leichter.
Marko Ferst Zu: Land unter, Steffen Schmidt,
2./3.4.2016
erschienen im "Neuen Deutschland" vom 12.4.2016
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