Solare
Weltwirtschaft. Strategie für die ökologische Moderne
Hermann Scheer
Jahre sind vergangen seit dem Klimagipfel von Rio, und die Ehrung
von Hermann Scheer mit dem "Alternativen Nobelpreis 1999"
ist ein guter Grund, sich all der Beschlüsse zu erinnern,
die im wesentlichen wirkungslos geblieben sind. Auch in seinem
neuen Buch plädiert Scheer für einen - zunächst
radikal anmutenden Wandel hin zu einer ökologisch geprägten
Energiewirtschaft ein im Gegensatz zur Energiepolitik immerhin
höchst konkreter Ansatz.
Scheer ist Vorstandsmitglied der SPD und weiß nur zu gut,
daß effektive Werbung für seinen Weg zu einer solaren
Weltwirtschaft den Kampf gegen Argumente zu führen hat,
die sich aus den historisch gewachsenen Strukturen weltwirtschaftlicher
Seilschaften ergeben. Eines der Stichwörter im Zusammenhang
mit einer energiewirtschaftlichen Kehrtwende heißt Dezentralisierung
- ein Begriff, der zum aktuellen globalen Wettbewerb konträrer
nicht sein könnte.
Während die Konzerne durch immer spektakulärere
Fusionen zu "Global Players" werden, fordert eine
ökologisch verträgliche Energieversorgung genau das
Gegenteil. Scheer weiß genau, wovon er spricht und läßt
man sich auf seine klugen Argumente ein, lösen sich die
immer wiederholten Argumente von hohen Kosten, geringem Nutzen
und schlechtem Wirkungsgrad flächendeckender Solarenergieversorgung
in Luft auf, um in Gestalt einer dezentralen Versorgung ohne
kostenintensive Aufbereitung und Infrastruktur aufzuerstehen.
Beispiele aus dem Alltag beweisen dies. Solarbetriebene Uhren
oder Telefonzellen sind kein technischer Schnickschnack. Es
müßte vielmehr verwundern, mit welcher Hartnäckigkeit
diesen Technologien der Durchbruch verweigert wird.
Die Auszeichnung von Hermann Scheer wird seine
Ideen ein weiteres Mal in alle Welt tragen. Seine eigene Nähe
zum Herzen der Macht in Berlin wird vielleicht zu eher gequälten
Glückwunschbekundungen führen. Den Anforderungen an
Weitsicht und Beherztheit sind angesichts der ständig wachsenden
Wirtschaftsmonopole nur wenige Politiker gewachsen. Einer von
ihnen sitzt zumindest im Vorstand der Regierungspartei. (J.
Schüring)