Grönland
eisfrei - Holland verschwunden?
Das grönländische Inlandeis droht
komplett zu schmelzen. Ursache ist die Klimaerwärmung durch
Treibhausgase. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die
in der britischen Zeitschrift "Nature" veröffentlicht
wurde. Bis zu drei Kilometer dick ist die Eisschicht, die Grönland
bedeckt. Sie enthält zehn Prozent der globalen Süßwasserreserven.Erwärmt
sich das Klima um drei Grad Celsius, so schmilzt die Schicht und
der Meeresspiegel steigt weltweit um rund sieben Meter an. Länder
und Küstenregionen, die unterhalb dieses Pegels liegen, versinken
im Meer.
Zum Vergleich: 24 Prozent der Landfläche
Schleswig-Holsteins liegen rund drei bis fünf Meter über
dem Meeresspiegel. Sie würden durch den Anstieg des Meeresspiegels
überflutet, ebenso wie Teile der niedersächsischen Nordseeküste.
Das gleiche gilt für den größten Teil der Niederlande.
Auch Teile Bangladeshs und Floridas würden versinken.
Steigt die Menge der Treibhausgase in der
Atmosphäre im jetzigen Tempo weiter, könnte die Schwelle
von drei Grad schon bis zum Jahr 2100 erreicht sein. Bis 2350
sagen die Forscher für Grönland einen Temperaturanstieg
von acht Grad voraus."Das heißt,
der regionale Temperaturanstieg in der Arktis ist schlimmer als
befürchtet", kommentiert Greenpeace-Klimaexperte Karsten
Smid das Ergebnis der Studie. "Das arktische Eis reagiert
sehr sensibel auf kleinste Temperaturänderungen, die arktische
Eiswelt schwindet."
Smid weist auf ein weiteres Risiko hin:
"Wenn die Schmelzwasserzuströme aus der Arktis dramatisch
zunehmen, könnte das eine Verlangsamung oder Ablenkung des
Golfstroms zur Folge haben. Dem Golfstrom verdanken weite Teile
Europas ihr relativ mildes Klima. Im schlimmsten Fall löst
das Schmelzwasser ein Umkippen des Golfstroms aus. Das kann zu
abrupten Klimaänderungen mit erstaunlichen Ergebnissen führen.
Denn bricht der wärmende Meeresstrom ab, löst das in
Europa eine Kältewelle mit unabsehbaren Folgen aus."
Die Wissenschaftler haben 35 Computermodelle
durchgespielt. Sie gingen dabei von unterschiedlichen Konzentrationen
des Treibhausgases Kohlendioxid aus. Den niedrigsten Wert setzten
sie bei 450 ppm (Kubikzentimeter pro Kubikmeter Luft) an, den
höchsten bei 1000 ppm. Der reale Wert liegt derzeit bei etwa
370 ppm. In vorindustrieller Zeit lag er bei 280 ppm. In 34 der
35 Fälle stieg die Durchschnittstemperatur auf Grönland
um mindestens 2,7 Grad Celsius.
Die Folgen der Erwärmung zeigen sich
auch weit jenseits des Polarkreises: Eine Greenpeace-Expedition
mit der "Rainbow Warrior" im August 2002 nach Spitzbergen
hat einen dramatischen Gletscherschwund dokumentiert. Im hohen
Norden schmilzt das ewige Eis der Gletscher. Der Blomstrandbreen-Gletscher
hat sich in den vergangenen 80 Jahren um etwa zwei Kilometer Länge,
der Kongsvegen-Gletscher in den vergangenen 50 Jahren um etwa
7,5 Kilometer zurückgezogen.
Die Studie finden Sie in der Zeitschrift
Nature, Band 428, Seite 616 ff: Gregory/Huybrechts/Raper, "Threatened
Loss of the Greenland Ice-Sheet"
Quelle:
www.greenpeace.de
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